Globale Lieferketten sind aufgrund der Pandemie und anderer globaler Krisen anfälliger geworden, was zu Versorgungsunterbrechungen bei Teilen und Materialien sowie zu deutlich höheren Transportkosten führt. Heutzutage ist es immer wichtiger, die Produktion von Waren zwischen verschiedenen Standorten und über Grenzen hinweg zu verlagern. Dies wurde durch die Zunahme regionaler und länderspezifischer Vorschriften, die die Produktion komplexer machen, noch dringlicher. Infolgedessen gewinnt das Konzept der mobilen Fabriken an Bedeutung.

Mobile Fabriken sind transportable Produktionseinheiten, die sich leicht an verschiedene Standorte oder Regionen verlegen lassen. Diese Fabriken sind flexibel und anpassungsfähig konzipiert, sodass Waren an mehreren Standorten produziert werden können, oft näher an Kunden oder Rohstoffquellen.

Mehr Flexibilität in der Fertigung durch mobile Fabriken

Mobile Fabriken zeichnen sich durch folgende Faktoren aus, die gleichzeitig entscheidende Vorteile darstellen:

Transportfähigkeit: Mobile Fabriken werden oft in Containern oder modularen Einheiten gebaut, sodass sie leicht per LKW, Schiff oder sogar Flugzeug transportiert werden können.

Anpassungsfähigkeit: Sie können für verschiedene Fertigungsprozesse konfiguriert werden, sodass eine schnelle Anpassung der Produktionslinien an Markt- oder Projektanforderungen möglich ist.

Autarkie: Viele mobile Fabriken sind für den unabhängigen Betrieb ausgelegt und mit integrierten Energiequellen wie Solarmodulen, Wasserversorgungssystemen und Abfallwirtschaft ausgestattet.

Skalierbarkeit: Mobile Fabriken können je nach Produktionsbedarf vergrößert oder verkleinert werden, wobei bei Bedarf zusätzliche Einheiten hinzugefügt werden können, um die Kapazität zu erhöhen

Schneller Einsatz: Diese Fabriken können schnell errichtet werden, um auf dringende Bedürfnisse oder Notfälle zu reagieren, wie z. B. die Stilllegung stationärer Produktionsanlagen nach Naturkatastrophen. Ein schneller Aufbau ist für mobile Fabriken unerlässlich, um mit stationären Produktionsstätten konkurrieren zu können, und dasselbe gilt für den Abbau, wenn die Fabrik an einen neuen Standort verlegt werden soll.

 

Weitere Vorteile

Der Lebenszyklus mobiler Fabriken unterscheidet sich erheblich von dem stationärer Produktionsanlagen und umfasst die Phasen Transport, Aufbau, Produktion und Betrieb sowie Abbau.

Mobile Fabriken können globale Produktionsnetzwerke unterstützen, indem sie es Unternehmen ermöglichen, in verschiedenen Regionen der Welt präsent zu sein, ohne langfristige Investitionen in eine feste Infrastruktur tätigen zu müssen. Diese Flexibilität ist besonders in Zeiten globaler Krisen von Vorteil und trägt dazu bei, das Investitionsrisiko zu begrenzen. Mobile Fabriken vereinfachen Lieferkettenprozesse in verschiedenen Branchen, wie z. B. bei der Herstellung von Windkraftanlagen, bei denen die Montage der Turbinen direkt an den Installationsort verlegt werden kann, wodurch die Komplexität der Logistik erheblich reduziert wird. Ebenso kann die Produktion von Ersatzteilen durch mobile Fertigung näher an die Kunden gebracht werden. Dies spart nicht nur Zeit, sondern auch Aufwand.

Hier kommt häufig die Additive Fertigung zum Einsatz. Ein weiteres Anwendungsszenario besteht darin, mobile Fabriken näher an den Rohstoffquellen zu errichten, um eine reibungslose Lieferkette zu gewährleisten. Sie können sogar als Backup-Einrichtungen für stationäre Fabriken dienen. Zu den Branchen, für die das Konzept der mobilen Fabriken geeignet ist, gehören die Pharmaindustrie, die Konsumgüterindustrie, die Luft- und Raumfahrtbranche und die Windenergiebranche.

 

Wahl zwischen mobilen Fabriken und stationären Produktionsstätten

Die Kosten für die Einrichtung einer mobilen Fabrik hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter Infrastruktur, Ausrüstung, Technologie und Betriebskosten. Während das Investment in die Fabrik selbst (z.B. Maschinen und Transportcontainer) sich über die Wiederverwendbarkeit der Fabrik in verschiedenen Regionen rechnet, sind vor allem die Kosten für die Errichtung der Fabrik und der lokalen Infrastruktur sowie für das Recruiting und die Ausbildung des Personals entscheidend. Darüber hinaus kann die Akquisition von Lieferanten an jedem Standort, an dem eine mobile Fabrik in Betrieb ist, während ihres gesamten Lebenszyklus eine Herausforderung darstellen.

Eine Voraussetzung für den Erfolg mobiler Fabriken innerhalb eines Produktionsnetzwerks ist die nahtlose Integration in die IT- und OT-Systeme des Unternehmens. Dies ermöglicht ein unternehmensübergreifendes Produktionsmanagement sowie die Erfassung und Analyse der erforderlichen Produktionsdaten. Um diese Integration zu erleichtern, sind standardisierte Schnittstellen erforderlich, unabhängig von der Region oder dem Standort, an dem die mobile Fabrik eingesetzt wird.

Ein wichtiger Nachteil ist das Produktionsvolumen einer mobilen Fabrik, das sich erheblich von dem einer stationären Anlage unterscheidet. Bei Konsumgütern (CPG) kann der tägliche Durchsatz bis zu 5.000 Einheiten erreichen. Dies ist ein weitaus geringeres Volumen im Vergleich zu stationären Fabriken und ist in erster Linie auf die begrenzte Kapazität mobiler Fabriken zurückzuführen, die für flexible Produktionsaufbauten innerhalb von Containern oder Modulen ausgelegt sind.

Andererseits liegen die Hauptvorteile der Implementierung mobiler Fabriken gegenüber stationären Fabriken in ihrer Flexibilität, Kosteneffizienz, Markteinführungszeit und Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Bedingungen. Da Unternehmen zunehmend nach Agilität und Reaktionsfähigkeit in ihren Betrieben streben, stellen mobile Fabriken eine attraktive Alternative dar, insbesondere in Branchen, in denen Anpassung, lokale Produktion und schnelle Bereitstellung unerlässlich sind.